Im Kontext der Flüchtlingskrise führten wir gemeinsam mit dem Unternehmen Hydro Aluminium Grevenbroich drei Workshops mit dem Ziel der Förderung interkultureller Kompetenzen durch. Nachdem zusätzliche Ausbildungsplätze für Geflüchtete geschaffen worden waren, sollte im Rahmen der Workshops an einem gegenseitigen Verständnis zwischen der Stammbelegschaft und dem dutzend Anwärtern auf die neu geschaffenen Ausbildungsplätze gearbeitet werden. Interkulturelles Verständnis in beide Richtungen ist eine essentielle Basis für gute Zusammenarbeit.
Wir führten drei Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Teilnehmenden durch.
Im ersten Tagesworkshop widmeten wir uns in Zusammenarbeit mit Ferdaous Kabteni mit einem interkulturellen Kompetenztraining den Fachabteilungsleitenden. Der Fokus lag auf dem Themenfeld Kultur, Mentalität und Persönlichkeit in arabischen Ländern im Vergleich zu Deutschland. Gemeinsam schöpften wir aus den Erfahrungen, teilten Geschichten zu kulturellen Missverständnissen, sprachen über Klischees und wahre Begebenheiten. Darauf aufbauend ging es darum, mögliche Auswegsszenarien aus Konfliktsituationen zu suchen. Das Fremde kann als etwas anregend Neues empfunden werden oder aber als etwas bedrohlich Unbekanntes. Ein Anliegen war es, das Unbekannte als eine Chance anzunehmen, Neues zu erlernen und Vertrauen zu entwickeln. Abschließend gab es einen Ausblick auf die weiteren Workshops mit den Mitarbeitenden.
Am zweiten Tagesworkshop nahmen einige der Manager erneut teil und zusätzlich einige Mitarbeitende und Geflüchtete. Der Fokus lag auf dem Themenfeld Ideologie, Klischees und Standards. Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie in ihrem vielbeachteten TED-Talk The Danger of the Single Story gibt eine wunderbare Definition:
“Das Problem mit Stereotypen ist nicht, dass sie unwahr sind, sondern dass sie unvollständig sind. Sie lassen eine Geschichte zur einzigen Geschichte werden.” – Chimamanda Ngozi Adichie
Wir haben mit der Frage gearbeitet, inwiefern und bis wohin Klischees eine Basis für gelungene Kommunikation darstellen können. Mit Offenheit können wir diese Basis weiter unterfüttern. Mit unserem INSIGHT-SPIN-Prozess haben wir die Teilnehmenden spielerisch mit befremdlichen Situationen konfrontiert und anhand dieser kulturelle Standards besprochen. Die Teilnehmenden wurden dabei selbst zu Protagonisten ihrer Heldenreise. Sie wurden sensibilisiert, bauten Kompetenzen auf und entwickelten ihre Strategien für den Alltag. Mit der Heldenreise wurden kulturelle Unterschiede aber vor allem Gemeinsamkeiten klarer erkennbar.
Im dritten Workshop haben wir mit den Geflüchteten unseren klassischen digital Storytelling Workshop durchgeführt. Innerhalb von drei Tagen entwickelten die acht jungen Männer eine kurze persönliche Geschichte über ihr Abenteuer, die Vergangenheit, das neue Leben und einen persönlichen Blick in die Zukunft. Diese multimedialen Geschichten sind im Intranet für alle Kolleg*innen der Hydro Group in mehreren Ländern einsichtbar.
Der geschützte Raum mit dem Fokus auf psychologische Sicherheit erlaubte den Teilnehmenden der drei Workshops einen guten Austausch mit viel Spaß, in dem sie ihre interkulturellen Kompetenzen weiter entwickeln konnten.
„Die Lernbereitschaft und Neugierde der Teilnehmer war sehr groß. Es wurde sehr offen über positive wie negative Erfahrungen und Ängste und Möglichkeiten diskutiert. Genau das trägt zu mehr Verständnis füreinander bei.“ [ Stephanie Törkel, HR, Initiatorin der Workshops]
Die Arbeit mit persönlichen Geschichten hat mal wieder gezeigt, welch starkes Ventil für Unverständnis Geschichten bilden, und dass mit dem Wissen um Unterschiede auf Gemeinsamkeiten aufgebaut und ein klarerer Kontext sichtbar werden kann.
Links:
https://www.hydro.com/de-DE/uber-hydro/hydro-weltweit/europe/deutschland/